Freitag, 10. August 2012

Raum, hab erst an Flucht gedacht.

Beharrlichkeit im Verkauf, grusel. Und das, wo ich mich so schnell als störend erlebe. Außerdem bedeutet das Autobahn. Da habe ich schon Schiss, wenn ich daheim auf der Couch Verkehrsmeldungen höre, erst recht, wenn ich das "Lenkspiel" in meinen Ellbogen erlebe, sobald ich aufgeregt bin. Dagegen fährt jeder Trabi spurgenau. Gibt es eigentlich einen zentralen Tremor oder ist das dann schon Epilepsie? Nein, Außendienst geht genausowenig wie Typisierungsaktionen außerhalb von Dresden. Nix Autobahn. Nicht mal als Beifahrer, da sterbe ich tausend Tode. Ich bin auch noch nie Achterbahn gefahren. Eher steige ich in ein Flugzeug, wenn man von meiner Permanent-Panik im Terminal absieht. Ich bräuchte einen Navigator, der mir immer sämtliche Freiheitsgrade signalisiert, um nicht ständig am Klo vor dem Gate hängenzubleiben, aus Sorge, im Flieger Schlange stehen zu müssen. Nein, Außendienst ist nix für mich. Puh, als Land- oder Notarzt müsste ich auch Auto fahren. Aber das ist sowieso noch lange hin. Erst mal das nächste Gutachten abwarten.

Catrin hat sich gemeldet. Am liebsten hätte ich sie gefragt, ob sie in den letzten Jahren wieder mal ihr Haus verlassen hat. Ihr Verleger behauptete, sie würde nie rausgehen. Dabei scheint sie zumindest zum Friseur zu gehen, wenn ich ihre Fotos sehe.

Das Lenkspiel ist schon beunruhigend, grad auf der Überholspur. Vielleicht lag es auch an meinem AX Diesel. Vielleicht mache ich mit Andreas ein paar Fahrstunden, versprochen hatte ich es Karin. Aber als ich ihr angeboten hatte, beim Nachtlauf mitzumachen, hat sie abgelehnt. So dringend scheint es also nicht zu sein. Wenn man es genau nimmt, ist auch Straßenbahnfahren nichts für mich. Die vier Loperamid vom Dienstag machen mir heute noch zu schaffen, nur für zwanzig Minuten Straßenbahn. Es ist alles so kompliziert. Am sichersten fühle ich mich auf der Couch und selbst da habe ich im vierten Stock manchmal Höhenangst. Eigentlich bin ich ganz froh, dass Nina und Tim noch keine Fahrerlaubnis haben. 50.000 Autos fahren demnächst zwischen Knochenmarkspende und besagtem Flurstück. Die Zeit rast. Vielleicht kann man als Landarzt auch ohne Hausbesuche arbeiten. Telemedizin oder so. Allerdings fühle ich mich schon schwerstkrank, sobald ich medizinjournalistisch arbeite, bleiern schwer bei Auslassungen zum Eisenmangel und von Kopfschmerzen gepeinigt beim Schreiben über Migräne. Es ist alles so ausweglos. Arzt zu sein ist nix für mich, Außendienst auch nicht. Urlaub, Reisejournalismus im Zehn-Kilometer-Umkreis vielleicht. Das geht sogar mit Rad. Und mit Abstand am angenehmsten sind Telefoninterviews von der heimischen Couch aus. Überschaubar und knapp, wenn man von dem Telefonat mit Nina Hagen absieht, bei dem mir erst nach 50 Minuten auffiel, dass ich das alles abtippen muss, zumal es um mein Lieblingsthema ging: Wie erreiche ich UW Groke. Ninas Lösung war allerdings denkbar blöd: Ich soll beten, im Gebet sei alles möglich. Letzte Woche hat sie sich gemeldet, zwar nur mit einem Like, aber immerhin. Wenn es nur von mir abhängen würde und finanziell alles machbar wäre, würde ich wieder am Waldrand in der Jugendstilvilla wohnen, in der ich zwanzig Jahre verbracht habe, in der zweiten Reihe zum öffentlichen Weg, fern von jedem zufälligen Klingeln an der Tür, mit einem Riesengarten und ewiger Sonne. Eigentlich war das eine glückliche Zeit. Für Nina und Tim war das zu einsam. Aber die Beiden sehe ich auch so kaum. Nein, der Lärm auf meinem jetzigen Hinterhof ist schon gut, auch das Hallo im Konsum. Vielleicht setze ich mich irgendwann mit Sebastian, meinem Nachbarn, zu einem Glas Tee zusammen und ratsche über einen Partner für den Schrebergarten. Ein bisschen Wildnis täte mir gut. Es müssen ja nicht gleich Birken sein.

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