Samstag, 11. August 2012

Genau an der U-Bahn-Station sind Gottfried und Mcnep eingestiegen, weil sie meinten, ein New York-Besuch ohne U-Bahnfahrt sei nichts wert. Sie mussten dann sehr sehr lange in einer Schlange am Fahrkartenautomaten warten (die echten New Yorker haben natürlich Dauerkarten oder kaufen die an Büdchen, das waren alles Touristen, die dazu mit der Bedienung des Automaten nicht vertraut sind) und plötzlich, als sie fast an der Reihe sind, reißt ein Bahnbediensteter die Gitter auf, schreit "Emergency, Emergency, just go right in, please, emergency!" und so waren sie dann ohne zu bezahlen in der Bahn. Was war los? Am Tag zuvor hatte es diesen Amok in Denver gegeben, wo jemand zwölf Kinobesucher erschossen hatte. Direkt bei der U-Bahnstation liegt auch ein großes Kino, und sie hatten Angst, Menschenaufläufe in engen Räumen könnten Nachahmungstäter anstiften. Mcnep hat dann prompt die falsche Bahn genommen und sie waren meilenweit von ihrem beabsichtigten Ziel weg. Mussten sie also von da mit dem Taxi zurückfahren, aber das ist für zwei Personen in New York billiger als die U-Bahn in Düsseldorf.

Ihn hat er da nicht gesehen. Der wäre Mcnep aufgefallen, obwohl gerade der Times Square eine furchtbar überfüllte Ecke der Welt ist. "Immer wieder New York, aber nie mehr ein Hotel am Times Square", sagt Mcnep.

Wonach Mcnep sich besonders zurücksehnt, wollte ich wissen.

Am neugierigsten wäre ich dort auf Ari Seth Cohen und auf die Pfützen unter der Brücke wasweißichwoinderstadt, die Tobias Hohenacker mal in den 90ern für den Kalender einer Autoreifenfirma fotografiert hat. Um Roy John dort zu besuchen, ist es leider zu spät. Der hatte in der 1st Ave. EEGs mit bildgebenden Verfahren zu einem semiquantitativen Gebilde verknüpft, das Parallelen zwischen Alzheimer- und Narkose-Hirnen nahelegte. Dem hätte ich zu Lebzeiten gern irgendwann im April über die Schulter geschaut, wenn es zumindest morgens auf der Freiheitsstatue noch nicht so heiß ist. Nina war ja schon mal im Mai zu einer Konferenz im UNO-Hauptgebäude.

Vancouver hat Mcnep fast noch besser gefallen als New York. Wahrscheinlich aber nur, weil er da noch frischer, noch nicht am Ende der Reise war. Obwohl, nein, NY ist unüberbietbar. Am meisten hat er die Vielfalt der Gesichter geliebt. Und all das, was sie nicht gesehen haben, hält seine Sehnsucht am Köcheln. Und in dieser Stadt ist man bestimmt nie an ein Ende gelangt.

Tobias meinte nur, es sei ein teures Pflaster, deshalb habe ich bislang gezögert.

Mcnep sagt: "Es geht eigentlich, was das Geld betrifft. Hotels, Wohnungen gar, das kann vermutlich sehr teuer werden. Und 'richtige' Restaurants verschlingen auch schnell viel Geld, auch der Eintritt in Attraktionen wie das MOMA etc. Aber wenn man vielleicht sogar über Couchsurfing.org eine preiswerte Unterkunft findet und sich einfach in der Stadt treiben lässt, hier und da ein Hot Dog oder etwas Chinaessen auf der Straße (die sogenannten 'Carts', mobile Essenswagen, sind oft sehr schmackhaft), vielleicht Freunde, die einen auf günstige Ecken aufmerksam machen... Und natürlich muss man dem Drang zum Shoppen widerstehen können (was ich gut kann), andererseits sind manche Dinge dort sogar billiger als hierzulande, ein paar Nike Air-Turnschuhe habe ich dort zum halben Preis gekriegt, als ich hier bezahlt hätte. Trotzdem habe ich wieder gemerkt, wenn mich ein Ort so fasziniert wie New York (zuvor eigentlich nur Istanbul), erscheint mir Einkaufen, selbst Essen, als Zeitverschwendung."

Am liebsten erobere ich mir eine Stadt, indem ich dort arbeite. Bevor ich bei Klett WBS und "Welt der Wunder" arbeitete, fand ich auch München steril. Mal schaun.

Wahrscheinlich höre ich erst mal New Yorker Radiosender. New York Village scheint es leider nicht mehr zu geben. Das hatte ich bis zum 11.9.01 regelmäßig gehört. Den richtigen Sender zu finden braucht Zeit :) Techno ist es jedenfalls nicht. Ich brauche eine Geräuschtapete, um Wurzeln zu schlagen.

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